An welchem Projekt arbeitest Du gerade?
Ich versuche gerade ein Künstlerportrait des Künstlerkollegen James Dearlove. Es wird ein Seestück, ich male nie Künstler als Portrait, sondern als das, was sie in meinem Kopf sind. Ein wesentlicher Teil der menschlichen Wirklichkeit besteht aus der Vorstellung, die Menschen sich von der Wirklichkeit machen, ob sie wollen oder nicht. Das Bild ruft nicht um Hilfe, und gewährt auch keine. Es gestattet nur Aufmerksamkeit. Und ich bin nicht viel länger als notwendig verblüfft.

Wie beeinflusst die gegenwärtige Situation Dein künstlerisches Schaffen?
Ich habe etwas mehr Zeit für meine Garage (genannt Atelier). Es zischt, glüht, mischt, bis es knallt in meinem begehbaren Ölfarbenkasten. Ich setze immer neue, immer abartigere Stoffe zusammen und mein Kopf füllt sich mit Erleichterung. Warum setze ich diesen Farbklumpen? Damit das ansonsten sinnlose Selbst spürt, dass da irgendwo weiterhin ein Bewusstsein ist. Vielleicht sollte ich mich jetzt als Poser für Instagram filmen. Nein, das Irrewerden an der Wirklichkeit ist das letzte wunderbar intime Geheimnis.

Chancen in der Krise - kann die Pandemie aus Deiner Sicht auch positive Veränderungen bewirken?
Absolut. In meiner Garage suche ich das Phantastische. Ich bin überzeugt, dass ich die Realität nur aufdecken kann, mit dem Phantastischen. Das erste, was wir für unsere Arbeit des Aufdeckens der Realität brauchen, sind Mauern. Zunächst entsteht der Entwurf der Wahrheit, der zu nichts verpflichtet. Dann gibt es erste allgemeingültige Zeichen. Am Ende beglaubigt meine neue Erfindung das Reale. Ein Maler ist der lautlose Platzanweiser des Schicksals und dadurch wird er selbst des Schicksals habhaft, im Guten wie im Schlechten.

 
 

Eckhard Besudens Werke präsentieren sich wie ein überraschendes Potpourri – mal abstrakt, mal gegenständlich, Porträts, Landschaften, Tiere. Er zelebriert das Unvorhersehbare und kostet den Moment der Überraschung aus. Seine Werke entziehen sich einer einfachen Einordnung und fordern stattdessen vom Betrachter, sich auf jedes einzelne Werk von Neuem einzulassen. In der Kunst geht es auch ums Geschichten erzählen. Eine Geschichte der Bodenseeregion spinnt sich um das historisch-mythische Motiv des ominösen Seehasen. Es handelt sich um ein Fabelwesen, oft dargestellt als Mischwesen aus Fisch und Hase, das auch als scherzhafte Bezeichnung der Einheimischen des nördlichen und westlichen Bodenseegebietes dient. Der historische Bezug des Seehasen lässt sich nicht eindeutig nachweisen, denn er reicht von der römischen Legion im heutigen Konstanz über den Dreissigjährigen Krieg bis zum Erzählstoff „Die sieben Schwaben“. Der als Serie angelegte Seehase von Eckhard Besuden ist eine moderne Interpretation des historischen Fabeltiers mit Taucherbrille in verschiedenen Farbtönen.

- Anabel Roque Rodrìguez für THE VIEW (2018)

 

Werkauswahl

 
Eckhard, wie sieht Dein künstlerischer Arbeitsalltag aus?

Berufsbedingt male ich in der Regel nachts zwischen 20 Uhr – 5 Uhr morgens. Das stört die Familie am Wenigsten. Ich habe das Glück wenig Schlaf zu brauchen – meistens.