Dass der geneigte Betrachter immer selbst einen gewissen Anteil am Werk selbst leistet, ist in der Kunstwissenschaft bereits seit geraumer Zeit ein Thema. Dass jener Betrachter aber so existenziell in die Kreation eines Kunstwerks mit eingebunden wird wie bei den Arbeiten des österreicherischen Künstlerdous CHRISTA SOMMERER & LAURENT MIGNONNEAU, ist eher eine Ausnahme. Die kreativen Environments, die sich ohne die aktive Teilnahme des Betrachters wie ein unbespieltes Bühnenbild präsentieren, laden dazu ein, sich am Gestalten, Werden und den Ereignissen einer anderen Welt zu beteiligen. Über Kontakte und Handlungen des Betrachters werden Prozesse aktiviert, die das eigentliche Kunstwerk erst entstehen lassen. Das Kunsterlebnis fügt sich mit den Handlungen eines jeden Einzelnen immer wieder neu und einzigartig zusammen. Es dauert als solches nur solange an, wie es vom Betrachter erzeugt und vollendet wird.

Die aussergewöhnlichen Räumlichkeiten von THE VIEW unterstützen den Ansatz einer Betrachterpartizipation nicht nur durch die voneinander unabhängigen Orte, sondern auch über den non-musealen Charakter dieser unter Tage liegenden Zellen für zeitgenössische Kunst. Es ist der Kontrast zwischen einer entrückten Welt künstlicher Wachstumsprozesse und jenen spezifischen, von Menschenhand geschaffenen Zweckbauten, die sich trotz Nutzungsorientierung der Alltagswirklichkeit von Natur und Zivilisation entziehen. Künstliches Leben und unbelebte, nicht öffentliche Un-Orte entwickeln eine attraktive Spannung, welche den ausgestellten Werken auch abseits der Auseinandersetzung mit dem Thema Interaktivität eine besondere Faszination verleiht. 

Bei THE VIEW zeigte das Künstlerduo die Werke Escape (Zivilschutzbunker), Excavate (Militärischer Unterstand), Phototrophy und Interactive Plant Growing (beide im Wasserreservoir). Mehr Informationen und Abbildungen gibt es in der Künstlerbroschüre zur Ausstellung.